• Künstler/inCarl Gustav Carus
  • TitelBalkon in Neapel
  • Entstehungsjahrum 1829/30
  • GattungMalerei
  • Technik und AbmessungÖl auf Leinwand, 28,4 x 21,3 cm
  • Erwerbungsjahr1992
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Während seiner Italienaufenthalte genoss der Arzt, Naturforscher, Philosoph und Küstler Carl Gustav Carus die Schönheiten des Südens mit seiner „ganzen feenhaften Erscheinung von Meer und Feuerbergen, Zitronen- und Orangenwäldern, Staub- und Menschenwogen.“ Mit den Augen des Malers nahm er Licht, Farben und Landschaft wahr, zugleich betrieb er naturwissenschaftliche Studien über Fauna, Flora und Geologie der Region. In dieser Komplexität von Wahrnehmung und -anschauung lag ein Grundmotiv seines Strebens.

Die zweite Italienreise, die Carus im Jahre 1828 als Begleiter des Prinzen Friedrich August von Sachsen unternahm, führte ihm am 4. Mai desselben Jahres nach Neapel. Mit freudiger Ungeduld hatte er sein Quartier im Casino Reale an der Via Chiatamone betreten: „Ein alter reichgekleideter, deutscher Haushofmeister führt jeden in die bereiteten Zimmer. Mit nicht geringer Spannung erwartete ich mein Los! Endlich geleitete er mich hinauf, ich trete ein, und vor mir liegt Vesuv, Meer, Kastell und blaue Ferne! – Ich ergoß mich in Dank zu Gott, der mich nicht nur an das Ziel gnädig geleitet, sondern auch gerade in einer solchen Zelle mich gewürdigt hat!“ Und am nächsten Morgen notierte er: „Glückliche Morgenstunde! Mit vollen Zügen trank ich die frische Seeluft und das heitere Himmelslicht, indem ich dem Spiele der unter meinem Fenster über die Felsen schäumenden Wellen zusah!“

Mit leuchtenden Farbklängen hat Carus die Eindrücke seines Aufenthaltes in Neapel in diesem Gemälde festgehalten. 1830 war es als „Erinnerung an Neapel“ in Dresden ausgestellt. Das Zimmer gewährt Ausblick auf die vom Nachmittagslicht golden umglänzte Hafenbucht mit Booten und das Castell D’Ovo, am Horizont erscheint die bläuliche Silhouette der Insel Capri. Im schattigen Innenraum herrscht Stille. Als einziger sichtbarer Gegenstand lehnt am Türrahmen des Balkonzimmers eine Gitarre. Sie deutet auf den Gesang der Fischer hin, der abends im Hafen erklingt. Mit dem Fensterausblick griff Carus auf ein romantisches Sehnsuchtsmotiv zurück: Der gegenständlichen greifbaren Welt des Vordergrundes ist die Aussicht in die Ferne, ins Weite gegenübergestellt.

Birgit Verwiebe