• Laufzeit22. September 2011 - 01. Januar 2012
  • OrtNeue Nationalgalerie
  • Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die Freunde der Nationalgalerie.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

„I try to keep a clear distance from the subject. I never want to say that I understand or somehow know the subject. In fact, it’s more that I don’t know.“
Taryn Simon

Die Neue Nationalgalerie zeigt vom 22. September 2011 bis zum 1. Januar 2012 in der Oberen Halle die Ausstellung „Taryn Simon. A Living Man Declared Dead and Other Chapters”. Sie stellt den gleichnamigen neuen Werkkomplex der Künstlerin einzeln und erstmals in einer eigens dafür geschaffenen Präsentation vor.

Taryn Simon (*1975 in New York, lebt und arbeitet dort) wurde mit ihrer Werkserie „The Innocents“ international bekannt. In ihr porträtierte die Fotografin irrtümlich wegen Gewaltverbrechen Verurteilter an dem jeweiligen vermeintlichen Tatort., Nachdem sie sich in den beiden darauffolgenden Werkgruppen „An American Index of the Hidden and Unfamiliar“ und „Contraband“ den verborgenen und unzugänglichen Orten und verbotenen Dingen der amerikanischen Gesellschaft widmete, wendet sie sich nun mit einem akribisch recherchierten und unter beeindruckendem Einsatz erstellten fotografischen Werkkomplex außergewöhnlichen Stammbäumen und ihren zugehörigen Geschichten zu.

Für A Living Man Declared Dead and Other Chapters (2011) reiste Simon über einen Zeitraum von vier Jahren rund um die Welt und trug ein ebenso in sich geschlossenes wie in seiner Auswahl intuitives Archiv zusammen, welches die Beziehungen zwischen Zufall, Herkunft und anderen Schicksalskomponenten auslotet.

Die 18 Kapitel der fotografischen Arbeit gliedern sich streng geordnet jeweils in drei Teile, den linear angeordneten Porträts der einzelnen Angehörigen, dem sachlich faktenreichen Text, der die Hintergrundinformation zu den Stammbäumen liefert und den fotografischen Zeugnissen, die Simon als bildliche Fußnoten zu den Texten verstanden wissen will. Diese Kapitel erzählen von sich befehdenden Clans in Brasilien über den Genozid in Bosnien bis hin zu „lebenden Toten“ in Indien und Versuchskaninchen in Australien.

Gerade durch den nüchternen Aufbau der Arbeit und dem objektivem Ton von Kamera wie Texten vermeidet Simon jeglichen Kommentar oder Stellungnahme zu den erzählten Kapiteln; die Künstlerin zeigt Missstände, Verbrechen und Gräueltaten auf ohne anzuklagen. Es ist diese Diskrepanz zwischen dem dokumentarischen Charakter der Kapitel und den Inhalten, die sie transportieren, die die Arbeit ihre eindringliche, beklemmende Wirkung und ihre gesellschaftliche Aussagekraft entfalten lässt.