Die Skulpturengruppe von Asta Gröting besteht aus lebensgroßen Abgüssen aus Polyurethan und zeigt die beige Unterseite der Reisekutsche von Johann Wolfgang von Goethe, die Mercedes Limousine von Konrad Adenauer in schwarz und den eigenen smart der Künstlerin ebenfalls aus schwarzem Kunststoff. Flach auf dem Boden liegend, ragen die Räder in den Raum und geben einen ungewöhnlichen Blick von oben auf die Chassis frei, die der tragende Teil jedes Fahrzeuges sind.
Die Skulptur regt in radikaler Nahsicht ein Nachdenken über deutsche Geschichte an.
In Goethes Reisekutsche, Adenauers Mercedes und mein smart setzt Gröting sich mit Formen handwerklicher und mechanischer Produktion und deren Übergängen in digitalisierte und segmentierte Arbeitsschritte auseinander und begegnet dieser abnehmenden Greifbarkeit anhand ihrer Endprodukte. Sie fasst hier drei Karosserien aus drei Jahrhunderten als Skulpturen neu, indem sie ihnen von ihrem Inneren aus begegnet, von der Unterseite der Fahrzeuge aus, vom Abdruck ihrer Antriebsmechanismen, der Sichtbarkeit ihrer Bewegungsgesetze. Die Formen die sie dabei antrifft sind, wie von ihrer Zeit gezeichnet; von der in ihnen gelebten ebenso wie von derjenigen unseres Blicks auf sie.
Die Ansicht von Goethes Reisekutsche, einem Luxuswagen der jungen Bundesrepublik wirkt heute ungemindert präsent, aber ebenso funktionslos, wie eine Miniatur. Gröting bringt ihn näher anhand seiner Details. Ihre Gumminachformung zieht hervor, dass alles an ihm ausgearbeitet wurde, jedes Teil sich in Material und Oberfläche vom nächsten unterscheidet, dass Gefährt von Handwerkern in Einzelarbeit gefertigt und schließlich zusammengesetzt wurde. Nur immateriell, nur durch einen Scan, kann man seine Form heute noch ertasten, ganz im Gegenteil zu seinem Gegenüber, Grötings eigenem smart, den die Künstlerin auf die Seite kippte, um direkt von dessen Kunststoffhülle abzuformen. Von ihr ist alles Handwerkliche verschwunden, seine Form ist die Verkleidung einer digitalen Maschine, die nicht individuell greifbar ist. Gemeinsam mit Adenauers monströsem Schiff, einem Mercedes aus den 1950ern, fern der gesäuberten Hülle des smart, aber ebenso weit entfernt von Goethes geschmiedeter Handarbeit.