• Laufzeit14. November 2003 - 18. Januar 2004
  • OrtNeue Nationalgalerie
  • Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die Freunde der Nationalgalerie.

Der 1944 in Rotterdam geborene Rem Koolhaas gehört zu den international bekanntesten Architekten der Gegenwart. Mit seinem 1975 gegründeten Büro „Office for Metropolitan Architecture“ (OMA) und der dazugehörige think-tank „AMO“ plant und realisiert er weltweit Projekte unterschiedlichstem Ursprungs. Aufgrund seiner radikalen Planungsmethoden und seiner einflussreichen Theorie entzieht er sich bis heute allen Klassifizierungen. Im Jahre 2000 erhielt er den Pritzker-Preis, die höchste aller Auszeichnung für Architekten. In Deutschland ist Koolhaas bislang kaum vertreten. Erst 1989, mit seinem Projekt des Zentrums für Kunst- und Medientechnologie in Karlsruhe, wurde er hierzulande bekannt.

Anlass der Ausstellung CONTENT ist die Fertigstellung mehrerer Bauten von Koolhaas/OMA in Europa, Asien und den Vereinigten Staaten: Neben der niederländischen Botschaft in Berlin mit dem einzigartigen Konzept des „Trajekts“, eine durch das gesamte Gebäude führende Straße, werden auch die Konzerthalle „Casa da Musica“ in Porto (Portugal) und die „Seattle Public Library“ präsentiert. Mit dem Fundament für das neue Hauptquartier des größten chinesischen Fernsehsenders CCTV in Peking wurde soeben begonnen – es wird eines der größten Gebäude der Welt. Dieses aktuelle Projekt wird mit Modellen, Zeichnungen und Diagrammen erstmals ausführlich vorgestellt.

CONTENT ist nach thematischen Schwerpunkten geordnet. Vertreten sind realisierte und unrealisierte Entwürfe für Privathäuser (Haus in Bordeaux, 1998; house on tropical island, 1999; Haus Taschen, 2000) und Museumsprojekte (Erweiterung des Whitney Museums, New York, 2001; Flick-Museum in Zürich, 2001; Los Angeles County Museum, 2000-2002; Guggenheim Hermitage Museum in Las Vegas, 2000). Die Hochhausplanungen (Hyperbuilding, Bangkok, 1996; Universal Headquarters, Los Angeles, 1996) werden mit aufsehenerregenden Modellen vorgestellt. Daneben wird auch der Prada Shop in SoHo mit seiner spektakulären Innenarchitektur sowie der städtebauliche Entwicklungsplan für das Ruhrgebiet vorgestellt. Im Oktober 2003 hat Koolhaas in Chicago das „McCormick Tribune Campus Center“, ein Studentenzentrum, fertiggestellt, welches Mies van der Rohes Commons Building am Illinois Institute of Technology aus dem Jahre 1954 erweitert.

Wichtig sind für Koolhaas/OMA bei der Konzeption stets der theoretische Ansatz und die auf intensiver Recherche basierende Analyse von AMO. Dazu gehören z.B. Forschungen zur Corporate Identity der Europäischen Union und zum Städtebau. Darüber hinaus sind auch der intensive Kontakt und Austausch mit der bildenden Kunst zentrale Elemente Koolhaas‘ Denkens und Planens. Eigens für die Ausstellung konzipierte Beiträge wie etwa eine Installation des New Yorker Künstlers Tony Oursler, ein Film-Projekt des Video-Künstlers Jeff Preiss und Fotos der bekannten deutschen Fotografin Candida Höfer unterstreichen diesen Ansatz.

Die Ausstellung in der oberen Halle der Neuen Nationalgalerie Berlin markiert einen Höhepunkt in der langjährigen Auseinandersetzung von Koolhaas mit Mies van der Rohe. CONTENT ist ein spannungsreicher Dialog zwischen einem Baumeister der Avantgarde des 20. Jahrhunderts und einem wegweisenden Zeitgenossen, der uns in das 21. Jahrhundert führt. CONTENT ist damit ein „retro-aktives Manifest“ (Koolhaas) in Ausstellungsform, eine Rück- und Vorschau zugleich auf die Praxis und Theorie von Koolhaas/OMA/AMO.