• Laufzeit04. Juli 2008 - 05. Oktober 2008
  • OrtNeue Nationalgalerie
  • Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die Freunde der Nationalgalerie.

Ab 4. Juli 2008 widmete die Neue Nationalgalerie dem japanischen Fotografen Hiroshi Sugimoto die bislang umfangreichste Retrospektive seines faszinierenden Werks im deutschsprachigen Raum, die neben Berlin auch in Düsseldorf, Salzburg und Luzern gezeigt wurde. Die Ausstellung umfasst über 70 Fotografien und eine Skulptur des großen Meisters der Schwarz-Weiß-Fotografie und zeigt die große Vielfalt seiner Werkgruppen, deren bestechende Klarheit und Präzision sofort ins Auge fallen.

Hiroshi Sugimoto arbeitet seit über dreißig Jahren fast ausschließlich im Medium der Schwarz-Weiß-Fotografie und schafft höchst präzise, sehr ruhige Darstellungen, die sich mit Fragen von Realität und Abbildung, mit Zeit, dem Vergehen und Festhalten von Zeit und vor allem mit Schatten und fein nuancierten Abstufungen von Grautönen beschäftigen. Seine Werke sind konzentriert, sehr präsent und einnehmend. In ihrer Klarheit strahlen sie Stille und Ruhe aus und wirken teilweise meditativ, was man gern mit der japanischen Herkunft des Künstlers in Verbindung bringen möchte. Sugimoto wurde 1948 in Tokyo geboren und siedelte Anfang der 1970er Jahre zunächst nach Los Angeles und schließlich nach New York um, wo er bis heute neben seinem Wohnsitz in Tokyo lebt und arbeitet.

Sugimoto arbeitet stets in Serien, die sich häufig über mehrere Jahre erstrecken. Seine Themen sind sehr unterschiedlich, doch in ihrem Ursprung dadurch verbunden, dass es sich nie um spontane Schnappschüsse, sondern um wohlüberlegte und geplante Aufnahmen handelt, die mit größter Präzision und technischer Perfektion realisiert wurden. „Ich bin kein Jäger“, sagt Sugimoto, „ich habe meine Bilder schon im Kopf, dann gehe ich raus, um diese Ideen zu realisieren.“

Seine früheste Serie ist die der Dioramen. Im American Museum of Natural History in New York begann er, die ausgestopften Tiere vor gemalten Kulissen zu fotografieren. Die Fotografie hebt die Grenze zwischen dreidimensionaler ‚Wirklichkeit’ und zweidimensionaler Täuschung auf und lässt die Darstellung realer erscheinen als das Diorama selbst und wirft so Fragen nach Realität und Wiedergabe sowie der Objektivität der Fotografie auf. Auch Sugimotos Serie der Porträts, in der er berühmte Persönlichkeiten wie Heinrich VIII. und seine sechs Frauen in Madame Toussauds Wachsfigurenkabinett fotografierte, spielt mit dieser Irritation zwischen Illusion und Wirklichkeit.

Der Ursprung der „Seascape“ Serie bezieht sich auf einen anderen Aspekt der Vergänglichkeit von Zeit. Sugimoto fragte sich „ob heutzutage jemand etwas genauso sehen könnte, wie Menschen es aus der Urzeit gesehen haben.“ Das Meer, so denkt er, ist eine solch unveränderliche Szenerie. Seine Meerlandschaften bestehen aus genau in der Mitte des Bildes geteilten Aufnahmen von Wasser, Horizont und Himmel.