Agan Harahaps Mardijker Photo Studio präsentiert quasi-historische Narrative als eine fiktive Sammlung von Porträts, die eine Gemeinschaft namens Mardijker zeigen. Die Mardijker setzten sich aus der indigenen Bevölkerung der späteren portugiesischen Eroberungen sowie aus Menschen portugiesischer Abstammung zusammen. Sie waren Nachkommen freier Sklaven während der portugiesischen Kolonialzeit, die sich in größeren Städten Ostindiens – dem heutigen Indonesien – niederließen, wie beispielsweise in der Hafenstadt Batavia – dem heutigen Jakarta.
Das Wort ‚Mardijker‘ geht weit in die indonesische Geschichte zurück. Es stammt vom Sanskritwort ‚Mahardika‘ ab, das Freiheit bedeutet, und wurde populär, als die Niederländer die Politik der passenstelsel (Personalausweise) einführten. Mit der Durchsetzung dieser Politik wurde von den Mardijkern verlangt, die Hand zu heben und „Mardijkers!“ zur Angabe ihres politischen Status zu rufen. Diese Politik führte später zu einer Spaltung zwischen den Mardijkers und den Pribumi, der indigenen Bevölkerung, und einer damit einhergehenden Abgrenzung von der einheimischen Identität, die sich während der indonesischen Revolution noch verschlimmerte. Die Existenz und Identität der Mardijker als ‚befreite‘ Menschen wurde dadurch vage. Sie nahmen einen Zwischenstatus ein: Obwohl sie die europäische Religion und Kultur annahmen, wurden sie von der Kolonialregierung der indigenen Bevölkerung gleichgestellt.
Das Mardijker Photo Studio erschafft seine eigene Version der Geschichte, indem es Photographien aus den Archiven des Tropenmuseum collagiert und manipuliert, um europäische Gesichter auf ‚einheimischen‘ Körpern zu porträtieren und umgekehrt. Die Vertauschung von einheimischen und europäischen Subjekten destabilisiert deren Identität sowie ihre ethnischen und sozialen Hierarchien.