Auf der Visitenkarte von Bill Viola findet sich anstelle der üblichen Berufsangabe lediglich das Wort „Video“. Das ist keine Koketterie, es ist Programm. Er selbst bezeichnet sich nicht als Künstler. Obwohl er stets die neuesten Videotechniken exzellent beherrscht, ist Bill Viola kein materialverliebter Videotechniker. Nicht das Video als Genre ist für ihn von Bedeutung. Es stellt für seine Kunst lediglich das gut beherrschte Werkzeug dar, mit dem er „Neue, nie gesehene Bilder“ dem Betrachter in adäquater Form anbietet.
In seinem Studio in Signal Hill befinden sich keinerlei Bilder, es gleicht eher einem nüchternen Laboratorium der Technik. Um ihn herum nur die Uhr als Symbol der ablaufenden Lebenszeit, ein Ei, ein Stein und eine Schautafel mit der Geschichte der Mathematik.
Die Video-Installation „He weeps for you“ ist eine sehr frühe Arbeit in seinem inzwischen großen Œuvre. Er hat sie im Alter von 26 Jahren geschaffen, sie wurde auf der „documenta 6“ in Kassel 1977 erstmals öffentlich ausgestellt. Man betritt einen quadratischen dunklen Raum, vorn auf der Leinwand ist ein real projizierter Wassertropfen, in dem sich das Bild des Beobachters spiegelt. Der Tropfen zittert und wird voller und voller, bis er schließlich herabfällt. Der Besucher nimmt den Klang des Tropfens auf die sichtbar installierte, elektronisch verstärkte Trommel wahr. Dieser Vorgang wiederholt sich endlos. Der Moment, in dem das Bild erscheint, ähnelt einem Geburtsvorgang. Das Anschwellen des Tropfens zeigt in geraffter Form die Lebenszeit, während der Klang den Moment des Verschwindens festhält.