• Künstler/inCeal Floyer
  • TitelWatercolour
  • Entstehungsjahr2004
  • GattungVideo
  • Erwerbungsjahr2007

© VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Auf einem Monitor ist eine weiße Fläche zu sehen, die sich erst blau färbt, dann grün und dann rot. Man kann sich an Farbfeldmalerei erinnert fühlen; zugleich entspricht die Zusammenstellung von Primärfarben dem chromatischen Aufbau der Bildwiedergabe bei Video- und Computertechnologien. Begleitet wird das Bild von einem plätschernden und klirrenden Sound, der beim Farbwechsel ertönt und so zur Erkenntnis führt: Der Monitor fungiert quasi als Wasserglas, in dem ein Pinsel hin- und hergeschwenkt wird, welcher die Farbpigmente nacheinander ins Wasser abgibt. „Wasser“ + „Farbe“ = Wasserfarbe (Watercolour) – wie oft in Ceal Floyers Werk sind Bild und Titel sehr direkt miteinander verbunden. Häufig verfremdet Floyer gewohnte Anwendungen alltäglicher Objekte subtil und mit unterschwelligem Humor und erzeugt eine Spannung zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem. Mit einem auf das Notwendigste reduzierten Materialaufwand entsteht so eine vielschichtige Arbeit.

Wie bei Floyers großformatiger Projektion Peel bedarf es auch bei Projection (dt. Projektion) eines zweiten Blicks, um das Dargestellte zu erfassen. Es scheint zunächst, als werde ein in die Wand geschlagener Nagel von dem Lichtfeld des davorstehenden Diaprojektors beleuchtet. Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass es sich nicht um eine reale Hängevorrichtung für ein anzubringendes Bild handelt, sondern dass ein Bild eines Nagels projiziert wird. Der Nagel, der sich sonst im Hintergrund befindet, wird hier als eigentlicher Bildgegenstand ins Licht gerückt. In einem erneuten Spiel mit unserer Wahrnehmung wie auch mit der Mehrdeutigkeit des als Titel gewählten Begriffs deckt die Künstlerin unsere Sehgewohnheiten auf: Was wir sehen, ist oft nur unsere Annahme darüber wie etwas aussieht, und nicht das, was sich tatsächlich vor unseren Augen befindet. Indem Floyer in Projection die Technik der Diaprojektion einsetzt, wird mit der Arbeit auch ein früher weit verbreitetes, nunmehr obsolet gewordenes Medium als Relikt einer vergangenen technologischen Ära bewahrt.

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