• Künstler/inDie Tödliche Doris
  • TitelKino
  • Entstehungsjahr1980er Jahre
  • GattungVideo
  • Technik und Abmessung3 DVDs, Edition 2/7
  • Erwerbungsjahr2004

© VG Bild-Kunst, Bonn 2019

1980 gründeten die Kunststudenten und Mitglieder eine Musikband Wolfgang Müller, Nikolaus Utermöhlen und Chris Dreier die Berliner Gruppe „Die tödliche Doris“. 1981 ersetzte Dagmar Dimitroff Chris Dreier und um 1981 war auch Wolfgang Müllers Bruder Max für eine kurze Zeit am Projekt beteiligt. 1982 ersetzte Käthe Kruse Chris Dreier und 1982 bis 1984 wurde die Gruppe durch Tabea Blumenschein ergänzt. 1987 löste sich die Gruppe offiziell auf. Das vielfältige Werk der Berliner Gruppe entstand von der Musik ausgehend und besetzte sukzessive alle Sparten der Kunst von den Medien Film, Literatur und Fotografie über Performance und Video bis hin zu Malerei und Plastik.

Die Künstlergruppe „Tödliche Doris“ besteht heute nicht mehr, obwohl ihre ehemaligen Mitglieder außerordentlich aktiv sind, bis auf den an AIDS verstorbenen Nikolaus Utermöhlen. Sie fassen zu wollen, ist nicht ganz einfach, Punk-Band wäre zu wenig, geniale Dilettanten, wie sie sich selbst nannten, wohl eher. Sie zählen auf jeden Fall zu den interessantesten Künstlern, die in den 70er Jahren jenes seltsame Biotop Westberlin oder genauer Kreuzberg besiedelten. Sie sind die Helden einer Antikunsthaltung, die mit ironischen Strategien die etablierten Kunstszenen in Frage stellten und belebten. Neben der von ihnen aufgeführten Punk-Musik und unkonventionellen Vortragsformen entstand ein komplexes bildnerisches Werk, das sich allen Gattungen bedient. Der Film spielt von Anbeginn eine große Rolle in ihrem Werk. Schon die Nähe zu dem in Berlin und New York arbeitenden Experimentalfilmer Heinz Emigholz, regt sie zu eigenen Produktionen an. Das filmische Werk der „Tödlichen Doris“ nimmt viele spätere Erfindungen anderer Künstler vorweg. Es ist in seiner Originalität einmalig unter den Künstlerfilmen. Es gehört gleichsam selbstverständlich in die Sammlung von Filmen bildender Künstler, die der Hamburger Bahnhof seit einigen Jahren sukzessive aufbaut.

„Der Tod“, sang das Berliner Künstler-Kollektiv Die tödliche Doris 1982, „ist ein Skandal“. Andere sollten bald folgen. Nicht genug damit, dass die Gruppe um Wolfgang Müller treibende Kraft der tabu- und virtuositätslosen den hauptstädtischen Untergrund beschallenden Bewegung der Genialen Dilletanten (sic!) war, rasch eignete sie sich auch weitere Kulturfelder an. Schon bald traf man die tödliche Doris als Malerin, als Fotografin, Performance- und Videokünstlerin in Klubs und Galerien zwischen New York, Warschau und Helgoland. „‚Die tödliche Doris‘, erkannte Dietrich Kuhlbrodt bereits 1982 in der Frankfurter Rundschau, „ist immer dort, wo du sie nicht erwartest. Etwa im Kino.“

Gregor Kessler