• Künstler/inElmgreen&Dragset
  • TitelStatue of Liberty
  • Entstehungsjahr2018
  • GattungSkulptur
  • Technik und AbmessungOriginalstück der Berliner Mauer, Geldautomat, Edelstahl, 298 x 149 x 148 cm
  • Erwerbungsjahr2019
  • Erwerbung der StiftungJa
  • Schenkung von Heiner Wemhöner, Herford an die Stiftung der Freunde der Nationalgalerie für zeitgenössische Kunst

© Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, 2019 Schenkung von Heiner Wemhöner, Herford an die Stiftung des Vereins der Freunde der Nationalgalerie / die Künstler / Mathias Völzke

Die „Statue of Liberty“, die Freiheitsstatue vor Manhattan, gilt als Symbol der grenzenlosen Freiheit. Die Monumentalskulptur begrüßte einst die auf Schiffen ankommenden Einwander*innen in der Neuen Welt und avancierte schnell zum Wahrzeichen von New York. Auf ihren Status als beliebte Touristenattraktion verweist die gleichlautende Installation des Künstlerduos Elmgreen & Dragset. Ihre „Statue of Liberty“ (2018) besteht jedoch aus einem Betonsegment der Berliner Mauer und einem Geldautomaten, jetzt der Funktion enthoben. Als Schenkung des Sammlers Heiner Wemhöner heißt die Skulptur „Statue of Liberty“ des dänisch-norwegischen Künstlerduos ab 21. Juni 2019 die Besucher*innen des Hamburger Bahnhofs willkommen.

Zunächst ergibt die Skulptur ein absurd-zugespitztes Bild: In eine Öffnung des „Eisernen Vorhangs“, der einstmals Ost- und West-Berlin voneinander trennte, wurde ein Gerät zur Abholung von Bargeld eingefügt. Die paradoxe Verschmelzung von zwei Objekten, die stellvertretend für zwei Systeme – kapitalistischer Westen und kommunistischer Osten – stehen, wirft Fragen nach dem aktuellen Zustand der Stadt Berlin und ihrer Entwicklung seit dem Mauerfall auf.

Die noch stehenden Teile der Berliner Mauer, ehemals Sinnbild für den Kalten Krieg und die Einschränkung von individueller Freiheit, dienen heute vielfach nur noch als Kulisse für Urlaubsschnapschüsse. Galt Berlin in der Nachwende-Zeit als unfertige Stadt voller Freiräume, so nähert sich dieser Prozess aufgrund der Gentrifizierung mehr und mehr dem Ende. Außerdem findet eine Vermarktung und Kommerzialisierung statt, die sich auf das Geld der internationalen Besucher*innen konzentriert, was sich an den vielen neuen cash machines zeigt, die in die Hausfassaden der Szenebezirke von unabhängigen Betreibern eingelassen wurden. „Statue of Liberty“ ist dreierlei: ein Denkmal der deutsch-deutschen Teilung, ein Monument der Erinnerung an eine verschwundene Zeit voller Möglichkeiten unmittelbar nach der Wende sowie ein Mahnmal des Ausverkaufs von Geschichte und Stadt.

Kristina Schrei