Der in Düsseldorf lebende Künstler Hans-Peter Feldmann zeigt in diesem eigens für die Nationalgalerie entworfenen Werk seine Sicht auf die eindrucksvolle Königinnen-Skulptur der Nofretete.
Am 6. Dezember 1912 wurde die Büste der Königin Nofretete in den Ruinen der altägyptischen Stadt Achet-Aton, dem heutigen Tell el-Amarna, gefunden. 100 Jahre später nahm das Ägyptische Museum der Staatlichen Museen zu Berlin dieses Datum zum Anlass, nicht nur der berühmten Büste, sondern der gesamten Amarna-Ära eine umfangreiche Sonderausstellung auf der Museumsinsel zu widmen. Hans-Peter Feldmann wiederum nahm das 100-jährige Jubiläum der Entdeckung der Nofretete zum Anlass, die Inszenierungsgeschichte der Büste vom archäologischen Fundstück zum häufig vermarkteten Schönheitsideal zu pointieren und so das Highlight der Berliner Museumsinsel im Neuen Museum so aktuell in Mies van der Rohes ‚Tempel der Kunst’ am Kulturforum zu interpretieren.
Der 1941 geborene Künstler beschäftigt sich seit den 1970er Jahren mit der Wirkung von Bildern und Gegenständen, der Verschiebung von Bedeutungen und der Überwindung von tradierten Kunstgrenzen. Seine 2012 geschaffene Version der Nofretete, die in der oberen Halle der Neuen Nationalgalerie gezeigt wird, stellt eine eigene Auseinandersetzung mit der ‚Schönen’ (Nefertiti = die Schöne ist gekommen) dar. In schrillbunten Farben persifliert Feldmann eine Bandbreite an Themen: Vermeintlich blind gegenüber der Anmut und feinen Ausgestaltung des hochberühmten Originals, wirbelt er ästhetische Kunstbegriffe durcheinander und befragt mit einem Augenzwinkern was passiert, wenn Nichtvorhandenes eigenmächtig ergänzt, Altes aktualisiert und Bekanntes dekontextualisiert wird.