Schon Paul Klee hatte in Emil Noldes Malerei das Chtonische, das „dunkle Lob der Erde“ (Werner Haftmann) entdeckt, das auch der „Art Brut“-Malerei Jean Dubuffets zu eigen ist. Von seinen „Kinderkritzeleien“ und Erfahrungen mit der Kunst der Geisteskranken führen tiefe Fäden des Antiakademikers Dubuffet zurück auch zu Paul Klees abgründigem, hochartifiziellem „lnfantilismus“.
Der Musiker und Marionettenspieler Dubuffet hat im Laufe seiner Entwicklung die Malerei immer wieder in Zweifel gezogen, zeitweise aufgegeben und sich ihr 1 942 nach einem Intermezzo als Weingroßhändler in Le Havre erneut zugewandt. Seit 1945 mischte er die reinen Ölfarben zunehmend mit Materialien wie Teer, Sand, Asche und Holzkohle, um die körperliche Präsenz seiner imaginierten Figuren aus den schrundigen Farboberflächen reliefhaft hervortreten zu lassen: „Er krustet die Farbsubstanzen, schmiert sie breit, trocknet sie aus, bis aus der Materie Schlamm das rissige Gesicht der Erde hervorsieht, ein chtonisches Wesen auftaucht oder eine vormenschliche Landschaft“ (Werner Haftmann).
Das 1949 gemalte Bild Le Chasseur gehört zum Zyklus der „Paysages grotesques“, der grotesken Landschaften, die nach Rückkehr Dubuffets von seiner letzten Sahara-Reise zu Beginn des Jahres 1949 entstanden. Verschlungene Pfade und Wege führen nirgendwohin: der kauzige Jäger sieht sich bedrängt von kugeligen Bäumen, die Linien, wie Lassos ausgeworfen, halten die figürlichen und topographischen Elemente irn Bannkreis des gegenseitigen Verstricktseins. Dubuffet entwickelte „in diesen Landschaften einen völlig neuen Bildtypus, eine Art Überschaulandschaft, die das Hintereinander der Dinge in ein scheinbar naives Nebeneinander auflöst, das eine vorher in der Kunst nicht bekannte Gleichzeitigkeit und Präsenz vermittelte.“ (Dieter Honisch, 1989).