„Eine perspektivische Gebäudeflucht, so dass der Maler nur nötig hat, sich mit den ersten im Vordergrund sitzenden Personen zu beschäftigen, die anderen dahinter werden nur angedeutet und im Andeuten in Liebermann groß. (…) Den Pinsel verachtet Liebermann. Er arbeitet nur noch mit Pinselstock, Spatel, Daumen und mit der – Maurerkelle“, tadelte Georg Brandes an dem in Paris ausgestellten Bild – und erfasste damit präzise dessen Besonderheit.
Das Bild des Stevenstift in Leyden, eine private Einrichtung für Alte und Bedürftige, steht motivisch in einer Reihe mit den Darstellungen des Waisenhauses und des Altmännerhauses in Amsterdam. Sie alle sind nach einem ähnlichen Kompositionsschema aufgebaut: Es gibt den in die Tiefe führenden Weg und eine stark fluchtende Hauswand, davor Frauen und Männer, Handarbeiten verrichtend oder Gespräche führend. Auf dem Bild „Stevenstift in Leyden“ aber geht der Weg fast senkrecht in die Tiefe, nur die vorderen beiden Frauen sind daher genauer ausgeführt, wie Brandes vermerkte. Dem Zurückweichen der Hauswand entspricht das motivische und räumliche Übergewicht des Gartens, eines der Umfassungsmäuerchen führt schräg in das Bild hinein. Der Malerfreund Hancke sah hierin einen Fehler, er vermutete, Liebermann gäbe mehr wieder, „als man von einem Standpunkt aus gleichzeitig übersehen könnte. Rechts könnte ein Stück des Gartens wegfallen“.