In den ausgehenden 1970er-Jahren identifizierte der Berliner Bildhauer Raimund Kummer (geb. 1954) sich im Realraum plastisch manifestierende Phänomene als unverbrauchtes Material und Gegenstand der Kunst. Seine Interventionen im urbanen Stadtraum sowie die damit verbundenen, simultan entwickelten Veröffentlichungsformen und -strategien verdanken sich einem Kunstverständnis, das den Entstehungsort des Kunstwerks und dessen Veröffentlichung nicht mehr trennt.
„Das Wesensmoment von Kummers Werk ist die sich im Raum abspielende Sinneserfahrung des Betrachters […] Bereits die Arbeit Skulpturen in der Straße (1978/79) konnte man als bildnerische Entsprechung des erstmals in James Joyces Ulysses sprachlich gefassten Bewusstseinsstrom (stream of consciousness) verstehen. Dieser speist sich in seiner lückenhaften Sprachform vor allem aus dem für Kummer wichtigen Fragment, dem Nichtvollendeten, das wiederum die Sehnsucht nach nóstos nährt, einer wie immer gearteten Heimkehr in ein Ideal oder eben einer Vollendung. […] Die Arbeit On Sculpture (1979-2017) ist […] zunächst ein „Album“ (von lat. albus für weiß) im ursprünglichen Sinne des durch die Kartons repräsentierten Leerseins, das gefüllt werden muss. Auch hier sind der nóstos und, im Abschreiten der ausgelegten Fotografien, Joyces Bewusstseinsstrom für eine utopische Aktivität ausschlaggebend.