• Künstler/inRudolf Belling
  • TitelFabeltier (Horchtier)
  • Entstehungsjahr1923
  • GattungSkulptur
  • Technik und AbmessungBronze, 9,5 x 11 x 9 cm
  • Erwerbungsjahr2004
  • Erworben als Geschenk an die Freunde der Nationalgalerie

© Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Roman März / VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Bewegung und Dynamik stehen im Kontext der modernen Großstadt auch für Mobilität und Verkehr. Das Automobil spielte seit Kriegsende eine zunehmend wichtige Rolle, als Nutzfahrzeug wie als Sportgerät. 1921 hatte man in Berlin die Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße (AVUS) eingeweiht, kreuzungsfreier „Prototyp aller Autobahnen“ Deutschlands. Auf ihrer 9,8 km langen Rennstrecke fand am 24. September erstmals ein Autorennen statt […]. Rudolf Belling und die Architektenbrüder Luckhardt erhielten zeitgleich den Auftrag, eine Reklameplastik für Autoreifen der Marke Pneumatik Harburg-Wien zu entwerfen, die in Gestalt einer etwa sieben Meter hohen Figur – Rennfahrer und Schutzengel in einem – in der Südkurve Aufstellung fand […].

Mit der Olex-Tankstelle sollte Belling das Thema Automobil ebenso weiterführen wie mit seinem 1923 entworfenen, jedoch nie in Produktion gegangenen Horchtier, das als Kühlerfigur für einen Horch, den Vorläufer des Audi, gedacht war (was den kreisrunden Schraubaufsatz erklärt, auf dem das Tier steht). In dessen geometrischem Körper finden sich amüsanterweise Anklänge an den Nollendorfplatz-Entwurf […], während die Kurve des großen Ohrs, ein optisches Wortspiel mit dem Markennamen des Autos, an die AVUS denken lässt. Einzelne in der Türkei entstandene Zeichnungen und Lithografien […] zeigten schließlich, dass Tektonik und Tempo noch bis in die 1960er-Jahre das Ausdrucks- und Formrepertoire Bellings beeinflussten. Wolfradts Fazit von 1924 blieb somit lebenslang aktuell: „Belling […] ist Dogmensprenger aus dem für die Plastik eroberten Tempo unserer Wirklichkeit heraus.“

Quelle: Belling, Skulpturen und Architekten, Staatliche Museen zu Berlin, 2017.