• Künstler/inSusi Pop
  • TitelDer Schnurrbart der Ulrike Meinhof
  • Entstehungsjahr1995/2001
  • GattungGrafik
  • Technik und AbmessungSiebdruck auf Leinwand, 15-teilig
  • Erwerbungsjahr2003

Am 18. Oktober 1977 wurden die Leichen von Andreas Baader, Jan Carl Raspe und Gudrun Ensslin im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses von Stuttgart-Stammheim aufgefunden. Das war ein wichtiger Tag in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und die anfänglich studentische Protestbewegung der 68er-Generation war damit endgültig am bitteren Ende angelangt. Neun Jahre später, zwischen März und November 1988, malte Gerhard Richter fünfzehn Ölbilder, um mit seinen Mitteln einen für ihn unerledigten Fall der neueren Geschichte wieder aufzunehmen, der ihn jahrelang beschäftigt hat.

Es sind wegen ihrer lapidaren Beiläufigkeit tief verstörende Bilder in Schwarzweiß und Richter sagte, als er den Zyklus 18. Oktober 1977 vollendete, um die metaphorische Bedeutung dieser Bilder und sein ideelles Engagement zu untermauern, der Zyklus könne nie Objekt des Kunstmarktes werden. 1995 jedoch, verkaufte er den Zyklus für einen unbekannten Millionenbetrag an das Museum of Modern Art New York.

Susi Pop fertigte eine pinkfarbene Cover-Version der 15 Bilder im Siebdruckverfahren auf Leinwand an und gab ihr den Titel Der Schnurrbart der Ulrike Meinhof. Der Verweis auf Marcel Duchamp, der 1919 Leonardos Mona Lisa Schnurrbart und Spitzbart hinzufügte, wirft noch eine weitere Frage auf nach dem ambivalenten Verhältnis von Vorbild und Reproduktion und sie erinnern an einen der prominentesten Sündenfälle politisch bewegter Kunst der Nachkriegszeit. Die Glaubwürdigkeit im Kunstbetrieb und des Künstlers sind erschüttert. Die pinkfarbene Version von Susi Pop holt die Bilder wieder zurück und transportiert auch weiterhin die ursprüngliche Kraft des Richter’schen Zyklus.

Britta Schmitz