Adolph Menzel
Die Bittschrift (Der Spazierritt), 1849

Künstler/in
Adolph Menzel

Titel
Die Bittschrift (Der Spazierritt)

Entstehungsjahr
1849

Technik und Abmessung
Öl auf Leinwand, 62,5 x 76,5 cm

Erwerbungsjahr
2007

Die Staatlichen Museen zu Berlin freuen sich über eine herausragende Neuerwerbung: Mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung und des Vereins der Freunde der Nationalgalerie ist es gelungen, Adolph Menzels "Die Bittschrift" von 1849 für die Sammlung der Alten Nationalgalerie zu sichern. Damit kehrt das letzte noch auf dem Weltmarkt befindliche Werk aus Menzels berühmtem Zyklus zum Leben Friedrichs II. von Preußen nach Berlin zurück.

Wie kein zweiter Künstler hat Adolph Menzel die bis heute andauernde Vorstellung von der Person Friedrichs II. geprägt. "Die Bittschrift" bildet dabei den Auftakt zu einer Reihe von Bildern aus dem Leben Friedrichs II., ist es doch das erste ausgeführte Werk, das im Rahmen dieses Zyklus nicht nur konzipiert sondern auch vollendet worden ist. Menzel selbst sprach in Bezug auf dieses Bild vom "Saatkorn einer langen Ähre" und in der Tat folgten diesem Gemälde über die nächste Dekade neun große und zwei kleine Kompositionen in Ölfarben um die Gestalt Friedrichs II. Menzel schuf diese Bilder nicht allein aus historischem Interesse und auf der Grundlage seiner etwa 400 Zeichnungen zu Holzschnitten für das Werk von Franz Kugler "Geschichte Friedrichs des Großen", sondern um mit dem Bild eines aufgeklärten, humanen Königs zugleich ein Modell für die Gegenwart und Zukunft zu geben. So ist die "Bittschrift" mehr als ein Beispiel bedeutender realistischer Malerei um 1850 - sie war zugleich die Formulierung einer politischen Hoffnung.

Mittlerweile wird in diesem Zyklus die Historie zweifach gespiegelt, denn dieser Bilderreigen wurde durchaus als Reaktion auf die tagespolitischen Ereignisse des für die preußische und gesamtdeutsche Geschichte so bedeutsamen Zeitraums 1848/49 geschaffen. Abgesehen von der eigentlichen Vita Friedrichs II. bildete Menzel hier auch sein Idealbild eines Königs ab, verkörperte Friedrich II. doch alle jene Eigenschaften, an denen es, nach Meinung Menzels, Friedrich Wilhelm IV. in den Revolutionsjahren mangelte.

Das Gemälde "Die Bittschrift" befand sich schon mehrfach in der Nationalgalerie: während der Menzel-Ausstellung 1997, wie auch als zentrales Bild einer kleinen Sonderausstellung 2002, zu der ein Katalog von Claude Keisch "Landschaft. Revolution. Geschichte. Adolph Menzel, Die Bittschrift" erschien. Das Bild befand sich, nachdem es verschiedene bürgerliche Besitzer hatte, bis vor wenigen Jahren im Familienbesitz der Hohenzollern.

Die Nationalgalerie besitzt mit gut fünfzig Werken die weltweit größte Sammlung an Gemälden des Künstlers, darunter Hauptwerke wie etwa das "Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci", welches zu den bekanntesten Werken im Besitz der Alten Nationalgalerie zählt.

Gleichwohl blieb auch dieser reiche und kostbare Bestand nicht von Kriegsverlusten verschont. Durch die Erwerbung des Bildes "Die Bittschrift" ist es gelungen, den Zyklus der Friedrich-Bilder um ein wichtiges Werk zu ergänzen und zu bereichern. Gerade an diesem Werkkomplex lässt sich auch die Entwicklung des Künstlers von Ende der 1840er bis Ende der 1850er Jahre besonders anschaulich nachvollziehen. Zukünftig wird "Die Bittschrift" in der Nähe des zeitgleich konzipierten "Flötenkonzertes" einen prominenten Platz in der ständigen Ausstellung erhalten. Über die Ergänzung des Friedrich-Zyklus hinaus stellt "Die Bittschrift" mit ihrer atmosphärischen Landschaftsdarstellung eine Verbindung zwischen den Menzel-Werken friderizianischen Sujets und den Bildern mit bürgerlichen, alltäglichen Motiven, wie z.B. "Bauplatz mit Weiden", her und schließt so beide Werkgruppen stärker zusammen.