Cosima von Bonin
Schatten werfen keine Schatten, 2001

Künstler/in
Cosima von Bonin

Titel
Schatten werfen keine Schatten

Entstehungsjahr
2001

Technik und Abmessung
Eichenholz, Kiefernholz, Acryllack, Schaumstoff, Baumwolle, 293 x 129 x 234 cm

Erwerbungsjahr
2008

Erwerbung der Stiftung

Dauerleihgabe der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland

Alle Elemente der Installation finden sich wie gegen eine Wand des Raumes verschoben. Das Klettergerüst und die beiden Bilder hängen an dieser Wand, davor liegen gestapelt die Matratzen, daneben stehen eine etwas groß geratene Handtasche und ein pilzförmiges Objekt. Das Haus selbst, als eine Art struktureller »Urhütte«, gesellt sich zu diesen Objekten. Die Dinge scheinen auf die Wiederkehr der Bewohner zu warten, um sich dann vielleicht wieder in eine sinnvolle, gebrauchsorientierte Ordnung zu begeben. Wie in den meisten Installationen von Cosima von Bonin deuten sich auch hier Elemente einer Erzählung an, die allerdings nur in den Köpfen der Betrachtenden stattfindet. Man mag auch an Requisiten für ein Filmset oder ein Bühnenbild denken. Was hier aufgeführt wird, sind allerdings die Dramen des Skulpturalen und des Malerischen selbst. Die weiche Stofflichkeit der meisten Objekte wirkt ebenso wie deren Anordnung malerisch, während die Bilder durch das Zusammen- und Übereinandernähen von verschiedenen Stoffen stark objekthaften Charakter annehmen.

Auf den Bildern finden sich auch comicartige Zeichnungen von Figuren mit oktopusartigen Fangarmen, die auf Pilzen sitzen, wie einer auch vor den Bildern steht. Dazu kommen aufgenähte, ebenso weiche wie weiße Stoffteile, die wiederum wie Figuren und deren Sprechblasen zugleich wirken. Die darunter geschriebenen Texte wie »Kann auf Befehl weinen« oder »Wir kommen, um uns zu beschweren« entstammen zitathaft einer anderen Realität, einem Tocotronic-Song etwa. Sie können wahlweise auf die dargestellten Figuren oder auf die Künstlerin und ihr soziales Umfeld bezogen werden. Man kann sie im Akt der Betrachtung aber auch auf sich selbst beziehen, als Leitfaden gleichsam, um zwischen den narrativen Andeutungen und den selbstreflexiven Prozessen bezüglich der Verhältnisformen von Bild, Objekt und Text zu navigieren. Das Narrative und das Selbstreflexive erscheinen dabei nicht als Gegensätze wie in der modernistischen Tradition, sondern als sich wechselseitig verstärkende oder auch verfremdende Elemente.