Yvonne Borrmann

Als Argentinierin, die zwischen Deutschland und Lateinamerika aufwuchs, liegt mir die Frage der Vermittlung zwischen verschiedenen Kulturkreisen, Traditionen, Ausdrucksweisen und Zugängen zur Welt sehr am Herzen. In meiner journalistischen Tätigkeit, als Filmemacherin und Co-Festivalleiterin eines kleinen Filmfestivals vor den Toren Berlins hat mich seit langem besonders die Fähigkeit der Kunst interessiert, andere Perspektiven einzunehmen, Wahrnehmung zu intensivieren, Welterklärungsmodelle infrage zu stellen und neu zu artikulieren. Auch bei meiner Arbeit für die ARCOmadrid in Spanien versuche ich, die Bereicherung, die gerade die Kulturproduktion aussereuropäischer Länder und der Austausch mit Lateinamerika Afrika und Asien bedeutet, in Europa zu vermitteln.

Die Nationalgalerie ist architektonisch wie programmatisch ein einladender Ausnahme-Ort, an dem die verschiedensten Kulturen und sozialen Gruppen zusammenkommen können. In Zeiten zunehmender Segregation ist es umso wichtiger, das Museum zu einem wirklich offenen Raum für alle zu machen und auch und gerade über Kunst die Neugierde und das Verständnis für andere Perspektiven zu wecken. Gern möchte ich dazu beitragen, das Museum als Ort des Staunens, des Gesprächs und der ästhetischen Freude zu erhalten und weiter zu entwickeln, an dem eine Gesellschaft sich „immer wieder neu formulieren“ kann.