Rembrandt Bugatti (1884-1916) zählt zu den bemerkenswertesten und künstlerisch eigenständigsten Bildhauern im frühen 20. Jahrhundert. Der Bruder des legendären Automobilkonstrukteurs Ettore Bugatti schuf in seinem kurzen Leben ein über 300 Werke umfassendes Gesamtwerk, das in seiner Intensität und Formenvielfalt einzigartig ist.
Die Ausstellung in der Alten Nationalgalerie mit über 80 Plastiken ist die erste große museale Einzelausstellung Rembrandt Bugattis und öffnet damit die Tür für eine fulminante Wiederentdeckung dieses Künstlers. Denn obgleich schon zu Lebzeiten sehr erfolgreich und bis heute von Enthusiasten weltweit gesammelt, ist Rembrandt Bugatti in der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt. Museen aus Paris, Washington und Antwerpen haben Leihgaben für die Ausstellung zugesagt. Der Großteil der präsentierten Werke stammt jedoch aus internationalen Privatsammlungen, die ihre Schätze zum ersten Mal in der Nationalgalerie öffentlich zeigen.
Schon als Jugendlicher hatte Rembrandt Bugatti zu seinem lebenslangen Thema gefunden: dem Tier. Hatte er zunächst noch vor allem Kühe modelliert, so fand er später in den Zoologischen Gärten von Paris und Antwerpen exotischere Modelle: Tiere wie Ameisenbären, Tapire und Marabus, Yaks, Sekretärvögel und Känguruhs werden bei Bugatti zum ersten Mal in der europäischen Kunstgeschichte überhaupt zum Gegenstand der Bildhauerei. Nach einer Phase intensiver Beobachtung modellierte er fast alle Skulpturen direkt vor dem Tier selbst. Bugattis außergewöhnliches Gespür für den „richtigen Augenblick“ ermöglichte es ihm, den aussagekräftigsten Moment des tierischen Wesens in einer Plastik festzuhalten und dadurch unvergleichlich lebensnahe Porträts individueller Tiere zu erschaffen – immer ging es ihm um die genaue Erfassung der Eigenheiten, Bewegungen und Empfindungen seines Gegenübers.