Ernst Ludwig Kirchner: Hieroglyphen
23. September 2016 - 26. Februar 2017
Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart

Laufzeit23. September 2016 - 26. Februar 2017

OrtHamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart

Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die Freunde der Nationalgalerie.

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[photo_subtitle subtitle=“Ernst Ludwig Kirchner: Potsdamer Platz, 1914 | © bpk / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Jörg P. Anders“ img=“https://freunde-der-nationalgalerie.de/wp-content/uploads/2018/07/ELK_Presse_Potsdamer_Platz.jpg“][photo_subtitle subtitle=“Ernst Ludwig Kirchner: Frauenkirch im Winter, 1918/19 | © bpk / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Jörg P. Anders “ img=“https://freunde-der-nationalgalerie.de/wp-content/uploads/2018/07/ELK_Presse_Frauenkirch_im_Winter.jpg“]

Die Nationalgalerie zeigt in der „Neuen Galerie“ im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin vom 23. September 2016 bis zum 26. Februar 2017 sämtliche Werke von Ernst Ludwig Kirchner aus den eigenen Sammlungsbeständen, ergänzt um zeitgenössische Arbeiten von Rosa Barba und Rudolf Stingel.

Mit der Ausstellung Ernst Ludwig Kirchner: Hieroglyphen werden die Werke Kirchners aus der Sammlung der Nationalgalerie erstmals geschlossen vorgestellt. Kaum ein Museum in Deutschland kann die Vielfalt im Schaffen dieses Künstlers so eindrücklich wiedergeben wie gerade die Nationalgalerie mit ihrem Bestand. Ergänzt durch markante Leihgaben, die Kirchners Konzept der ‚Hieroglyphe‘ verdeutlichen, und Arbeiten der zeitgenössischen Künstler Rosa Barba und Rudolf Stingel bietet die Ausstellung einen neuen Einblick in das Schaffen des Expressionisten.

Das Erlebnis der Großstadt, die „unmittelbare Ekstase“, erklärt Ernst Ludwig Kirchner, mündet bereits beim Zeichnen in „fertige Hieroglyphen“. Kirchner beschreibt mit diesem Begriff seinen Akt der künstlerischen Übersetzung. Die Vielfalt des Gesehenen und Erlebten erscheint in Kirchners Gemälden und Skulpturen nicht realistisch, sondern skizzenhaft überzeichnet. Figuren, Gebäude, Landschaften hat Kirchner abstrahiert, auf einzelne Elemente hin verdichtet. Die Rolle der Erzähler übernehmen oft sprechende Details wie Hüte, Schuhspitzen, Fensterlaibungen, Brückenbögen. Malerei erscheint in diesem Sinne wie ein System aus offenen Zeichen, aus Hieroglyphen.

Die Ausstellung lenkt unter diesem Fokus den Blick auf die 17 Gemälde der eigenen Sammlung: vom frühen „Sitzenden Akt“ der Dresdner Brücke-Zeit über die „Badenden am Strand“ aus Fehmarn, bis zu den formal so dicht angelegten Werken wie „Max Liebermann“ oder „Wiesenblume und Katze“ im Spätwerk. Zahlreiche Fotos, aufgenommen von Kirchner selbst, aber auch Bücher und Zeichnungen ergänzen die Präsentation und verdeutlichen die kulturellen Bezüge einer scheinbar so freien und spontan entstandenen Malerei.

Verweise auf Carl Einsteins Buch „Negerplastik“ oder auf den Ausdruckstanz der 1920er Jahre belegen Kirchners Auseinandersetzung mit vielfältigen Kulturen. Kunsthandwerkliche Arbeiten Kirchners wie die für seine Atelier- und Wohnräume geschnitzten Möbel oder ein nach seinem Entwurf gefertigter Teppich zeigen die Verquickung der verschiedenen künstlerischen Medien und die Aneignung verschiedenster kultureller Referenzen.

Gerahmt wird die Ausstellung von zwei zeitgenössischen Positionen: der in New York lebende Künstler Rudolf Stingel hat Gemälde nach fotografischen Vorbildern von Kirchner geschaffen. In seiner Version der Stafelalp stehen dort mitabgebildete Lebensspuren von Kirchner für zweierlei: für die Patina der Fotografie und für Fragen zu den grundsätzlichen Möglichkeiten von Malerei. Eingeleitet wird die Ausstellung zudem von einem Film der italienischen Künstlerin Rosa Barba. Zu sehen ist die Sammlung im Depot der Neuen Nationalgalerie. Von der Welt Kirchners also weit entfernt, lenkt der Film den Blick doch erneut auf sprechende Zeichen: im theatralisch angelegten Dämmerlicht beginnen sich die festen Zuordnungen und Konturen aufzulösen. Die Sammlungsstücke werden zu Schemen ihrer selbst, zu fast geisterhaften Erscheinungen.

Die „Neue Galerie“ im Hamburger Bahnhof fungiert als Dependance für die Neue Nationalgalerie während der Dauer ihrer Sanierung. In wechselnden Präsentationen werden hier Ausschnitte aus der Sammlung zur Kunst des frühen 20. Jahrhunderts vorgestellt. Ganz bewusst und vor dem Hintergrund der Planungen für einen Neubau am Kulturforum dient die „Neue Galerie“ dabei der Erprobung neuartiger Sichtweisen auf die „klassisch“ gewordene Moderne.