• Künstler/inGülsün Karamustafa
  • TitelMemory of a Square
  • Entstehungsjahr2005
  • GattungVideo
  • Technik und DauerZwei-Kanal Video, Ein-Kanal Audio, 17:40 min
  • Erwerbungsjahr2016

© Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Thomas Bruns

Gülsün Karamustafas Videoinstallation Memory of a Square dokumentiert durch gefundenes Film- und Fotomaterial mehrere politische Ereignisse auf dem Taksim-Platz in Istanbul: beginnend im Jahre 1928 mit der Enthüllung des Denkmals zu Ehren Atatürks, dem Begründer der Republik Türkei, und gefolgt von dem Pogrom gegen griechische, armenische und jüdische Minderheiten, der 1955 in Istanbul stattfand. Die Periode der Militärdiktatur zeigt sich in Bildern des Blutigen Sonntag 1969, als Angriffe von Rechtsradikalen auf Demonstrierende erfolgten, oder in Sequenzen des Massakers vom 1. Mai 1977, bei dem Hunderte durch brutale Polizeieinsätze getötet oder verletzt wurden. Das Found-Footage-Material endet zeitlich in den 1980er Jahren mit städtebaulichen Erneuerungen, die zu heftigen Protesten führten.

Ein zweiter Kanal der Video-Arbeit bettet die Geschehnisse in Alltagsszenen einer Drei-Generationen-Familie ein, welche im Interieur einer Wohnung aufgenommen worden sind. Die fiktiven Familienmitglieder reagieren in kinematografisch aufgeladenen Emotionen auf die historischen Vorfälle. Zudem verflechten konkrete visuelle wie auch akustische Analogien beide Projektionen miteinander.

Indem Karamustafa die geographische und zeitliche Verortung der inszenierten Filmebene offen hält, dient der Taksim-Platz als Symbol für andere Länder mit ähnlichen Militärregimen, wie zum Beispiel Chile, Griechenland oder Spanien.

Wandtext zur Ausstellung „Chronographia“