• Künstler/inPhilipp Lachenmann
  • TitelSpace_Surrogate I (Dubai)
  • Entstehungsjahr2000
  • GattungVideo
  • Technik und DauerVideoinstallation, 16 mm, 31:30 Minuten (Loop)
  • Erwerbungsjahr2010
  • Erwerbung der StiftungJa

Der „Film“ zeigt das entführte Flugzeug „Landshut“ im Oktober 1977 in Dubai, wo es 48 Stunden lang mit 86 Geiseln an Bord wartete, bevor es nach Mogadischu flog. Die „Landshut“ wurde 1977 auf dem Weg von Palma de Mallorca nach Frankfurt von arabischen Terroristen entführt und nach Rom, Aden, Dubai und schließlich Mogadischu geflogen, wo Spezialeinheiten das Flugzeug stürmten. Die Entführer verlangten die Freilassung führender Persönlichkeiten der Roten Armee Fraktion (RAF). Space_Surrogate I (Dubai) zeigt die „Landshut“ bei ihrer Zwischenlandung in Dubai, wo sie zwei Tage lang allein am Rande des Flughafens stand und auf ihre Betankung wartete. Ohne Treibstoff und damit ohne Strom für die Kommunikation waren die Entführer von jeglichem Kontakt mit den Flughafenbehörden abgeschnitten.

Formal ist Space_Surrogate I (Dubai) zwischen einem Standbild und bewegten Bildern angesiedelt. Die Zuschauer können glauben, dass sie einen echten Film sehen. Tatsächlich aber wurde der halbstündige Film digital aus einem Einzelbild (einer ursprünglich siebensekündigen Zoomaufnahme vom Tower des Flughafens Dubai aus) zusammengesetzt, das gerade in einer kontinuierlich modifizierten Form erscheint.

In der Arbeit interessierte mich der Moment der Entfremdung, der den Bereich zwischen „natürlicher“ und „künstlicher“ Sphäre definiert. Ich betrachte Space_Surrogate I (Dubai) auch als eine Art „Rekonstruktion“ der Szene, die ich als kleiner Junge mit Staunen und sanftem Entsetzen beobachtete, eine Erfahrung, die ebenso unwiderruflich verloren schien wie das Filmmaterial selbst. Schließlich ist es der „innere Film“, der die Bedeutung aller äußeren Bilder definiert. (Philipp Lachenmann)