Andreas Mühe (geb. 1979, Chemnitz, vormals Karl-Marx-Stadt, lebt in Berlin) wurde international bekannt durch seine Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit und Identität. Seinen Fotografien, die er ausschließlich analog herstellt, ist oftmals eine Ambivalenz, fast düstere Andeutung, inhärent, die auf die nicht mehr sichtbaren aber noch immer spürbaren Folgen der deutschen Geschichtsschreibung verweisen. Die sorgsam konzipierten Bildkompositionen suggerieren dabei eine gewisse Verwandtschaft zu Theater und Inszenierung. Die Nähe zu Schauspiel, Bühne und Film erschließt sich unter anderem aus Mühes persönlicher Biografie; sein Vater war der bekannte Schauspieler Ulrich Mühe, seine Mutter ist die renommierte Theaterintendantin Annegret Hahn. Diese beiden Persönlichkeiten, Mühes engste familiäre Bande, gemeinsam mit weiteren Verwandtschaftsmitgliedern, bilden die Protagonisten seiner für den Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin konzipierten neuen Werkserie. In zwei großformatigen fotografischen Familienportraits vereint Mühe die lebenden wie verstorbenen Mitglieder seiner Familie, mütterlicher- und väterlicherseits. Die bereits verstorbenen Personen ließ er, von Fotovorlagen ausgehend, in einem komplexen und intensiven Produktionsprozess als verblüffend lebensecht anmutende Skulpturen nachbilden.
Andreas Mühe. Mischpoche
26. April 2019 - 11. August 2019
Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart
Laufzeit26. April 2019 - 11. August 2019
OrtHamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart
Die Ausstellung wird ermöglicht durch die Freunde der Nationalgalerie und unterstützt durch die Volkswagen Aktiengesellschaft.
Es offenbart sich hierbei eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit den innerfamiliären Geflechten der Familie Mühe, die – berufsbedingt – teilweise auch ein Leben in der Öffentlichkeit führten. Der psychologisch, sozial geladene Aspekt eines Familienbildes steht gleichzeitig einer kunsttheoretischen Abhandlung gegenüber. Denn Mühes künstlerischer Prozess von Fotografie als Ausgangsmaterial, zu plastischen Nachbildungen in Form von Skulpturen, und schlussendlich zu einer choreografierten Gruppierung, an dessen Ende ein fotografisches Familienportrait steht, macht die ambivalente Bedeutung von Fotografie – zwischen Wahrheit und Konstruktion – überdeutlich. Persönliche Geschichte, soziale und gesellschaftliche Verhältnisse sowie künstlerische Tradition vereinen sich zum Portrait einer Familie, dem Zeit- wie Kunstgeschichte tief eingeschrieben sind.