Agnieszka Polska
The Demon’s Brain, 2018
Künstler/in
Agnieszka Polska
Titel
The Demon's Brain
Entstehungsjahr
2018
Technik und Dauer
Vier-Kanal-Videoinstallation (UHD), 7:24 Min, Loop; Ton, Wandtexte, Maße variabel, Edition von 5 + 1 AP, Patron Edition
Erwerbungsjahr
2018
In der Mehrkanal-Videoinstallation The Demon’s Brain befasst sich Agnieszka Polska mit der ethischen Frage, wie der*die Einzelne angesichts einer überfordernden Gegenwart gesellschaftliche Verantwortung übernehmen kann. Ausgangspunkt der Arbeit sind Briefe aus dem 15. Jahrhundert, die an Mikołaj Serafin, den Verwalter der polnischen Salzbergwerke, gerichtet waren. In The Demon’s Brain erzählt Polska in einer Mischung aus Realfilm und Animation die fiktive Geschichte des reitenden Boten der Schriftstücke. Auf seinem Weg verliert der Junge sein Pferd und verirrt sich in einem Wald. Dort hat er eine unerwartete Begegnung mit einem Dämon, in dessen Monolog christlich-theologische Vorstellungen mit heutigen Entwicklungen und Zuständen von Rohstoffverbrauch und Umweltzerstörung, Datenökonomik und Künstlicher Intelligenz in Verbindung gebracht werden.
Die Installation, konzipiert für die Historische Halle des Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, besteht aus vier großformatigen Projektionsflächen und einer Wand mit Texten. Die Filme zeigen unterschiedliche Szenen, die zwar in Endlosschleife laufen. Allerdings sind sie so synchronisiert, dass sie sich ebenfalls gegenseitig kommentieren. Ein tiefer, unterschwelliger Rhythmus vereint die Videos zusätzlich miteinander. Durch diese Verschränkung werden Zeiträume überbrückt. Nachdem der Dämon den Boten wissen lässt, dass er den Lauf der Geschichte ändern könne, durchwandert seine wiederkehrende Verkündigung „It is not too late.“ („Es ist nicht zu spät.“) die Historische Halle und verwandelt sich in einen Appell an den*die Betrachter*in.
In The Demon’s Brain verhandelt Agnieszka Polska 2017, die Möglichkeiten individueller Handlung und das Übernehmen von Verantwortung. Zwar scheint der Bote dem Aufruf des Dämons zu folgen, doch aus unserer Perspektive hat sich die Entwicklung mit diesem Eingriff wohl nicht geändert. Hat die Tat des*der Einzelnen dann überhaupt Einfluss auf die komplexen Abläufe der uns umgebenden Welt und wie lässt sich entscheiden, welche Maßnahmen tatsächlich richtig sind? Wem können wir bei dieser Entscheidung vertrauen?
Agnieszka Polska (*1985 in Lublin, Polen, lebt in Berlin) wurde 2017 der 9. Preis der Nationalgalerie verliehen.