Max Liebermann
Blumenstauden am Gärtnerhäuschen nach Norden, 1928

Künstler/in
Max Liebermann

Titel
Blumenstauden am Gärtnerhäuschen nach Norden

Entstehungsjahr
1928

Technik und Abmessung
Öl auf Leinwand, 74 x 53 cm

Erwerbungsjahr
1997

Im Jahre 1909 erwarb Liebermann ein Grundstück am Großen Wannsee, im folgenden Jahr ließ er sich darauf eine Villa bauen und begann unter Beratung seines Freundes Alfred Lichwark, Direktor der Hamburger Kunsthalle, einen genau durchdachten Garten anzlegen. Seit Beginn des Ersten Weltkriegs reiste Liebermann im Sommer auch nicht mehr nach Holland. Der Garten am Wannsee wurde zum Refugium für ihn und für die engste Familie, und er vor allem lieferte in den letzten zwanzig Arbeitsjahren die Motive für zahlreiche Bilder.

Diese Gartenbilder entziehen sich einer stilistischen Zuordnung, manche bleiben dicht am Gegenstand, andere gehen bis an die Grenze der Abstraktion. Immer aber ist zuerst ein Natureindruck da, den er zum Bilde formt. 1929 schrieb Liebermann in dem Blatt "Das jüdische Magazin" und knüpfte damit an Überzeugungen seiner Jugend an: "Zum Sehen geboren, gehen alle meine Vorstellungen von der Anschauung aus. Des Spinozas 'deus sive natura' formuliert wohl am nächsten meine Weltanschauung."

Lichtwark war auch Autor populärer Schriften über die neue Gartenkunst. In seinem Buch "Makartbouquet und Blumenstrauß" schildert er die Bewunderung eines Bekannten - in dem man wohl Liebermann vermuten darf -, dem er den traditionellen Garten eines Marschbauern bei Hamburg zeigt: "Wenn ich mir zu Hause eine Villa bauen lasse, (...) dann lasse ich mir einen Garten anlegen, wie diesen. Hierher schicke ich ich meinen Gärtner, dass er etwas lernt. (...) So saßen wir und freuten uns über dies wohlerhaltene Gebilde uralter Kunstüberlieferung vor uns. Mein Freund machte mit den Händen einen Rahmen vor die Augen und probierte Bildermotive, wie die Maler thun. Hundert Bilder könnte man hier malen, meinte er, eins schöner als das andere."

Liebermann hat von seinem Garten über hundert Bilder gemalt, ein Hauptmotiv, besonders der 20er Jahre, sind die Blumenstauden am Gärtnerhäuschen. Dieses im Sommer 1928 entstandene Gartenbild hat Max Liebermann im Oktober an den Bankier Hugo Neuberg verkauft, dessen Frau Olga er im selben Jahr malte. Aus dem Besitz der Nachkommen wurde es 1997 vom Verein der Freunde der Nationalgalerie erworben.

Angelika Wesenberg