Im Herbst/Winter 2015 zeigte Anne Imhof (geb. 1978 in Gießen, lebt in Frankfurt am Main) im Hamburger Bahnhof mit Forever Rage einen Auszug aus ihren beiden Werkzyklen Rage und Deal. Mit dieser Collage ihrer letzten Ausstellung und Aufführung verbindenden Stücke gewann sie den Preis der Nationalgalerie 2015. Im Herbst 2016 kehrte Anne Imhof mit ihrer Preisträger-Präsentation Angst II nach Berlin zurück.
Angst ist eine Oper in drei Akten, die sich zeitlich und räumlich über drei Stationen erstreckt: Die Kunsthalle Basel, die Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof und La Biennale de Montréal widmeten Anne Imhof im Jahr 2016 drei Ausstellungen, die – wie drei Akte – miteinander verbunden waren. Einen ersten Akt präsentierte die Künstlerin als Auftakt im Juni 2016 in der Kunsthalle Basel. Angst II in Berlin bildete den Höhe- und Wendepunkt dieses Werkkomplexes. Abgeschlossen hat Anne Imhof die Werkfolge mit einem dritten Teil, den sie für La Biennale de Montréal entwickelte. Im Hamburger Bahnhof schuf die Künstlerin für die Dauer von 10 Abenden eine malerische Komposition, die sich aus Musik, Texten, skulpturalen Elementen und Akteuren, Falken und gesteuerten Drohnen zu einem Gesamtbild zusammenfügte.
Angst II teilte die historische Halle des Hamburger Bahnhofs durch ein Hochseil und ein dichter Nebel ließ die Architektur verschwimmen. Die Musik des Stücks erfasste den gesamten Ausstellungsraum und unterwarf die entstehende Malerei ihrem Rhythmus. Während bei dem in der Kunsthalle Basel gezeigten Akt in einer eher temporalen Anordnung Lieder als Arien auftauchten und der Marsch, ein Walzer und eine Ballade eine Rolle erhielten, wurde die musikalische Komposition im Hamburger Bahnhof über einzelne Systeme gespielt, die an Bühnenaufbauten eines Rockkonzerts oder auch an die über den gesamten Hamburger Bahnhof verteilten hauseigenen Lautsprecher für öffentliche Durchsagen erinnerten.