Die Gewinnerin des Preis der Nationalgalerie 2019 zeigt in der Historischen Halle des Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin die anlässlich ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung in Deutschland entstandene raumgreifende Videoinstallation „Fat to Ashes“. Ein raumgreifendes Amphitheater umfasst die Videoinstallation als Zentrum des Spektakels und so sind Wandlung, Prozession und praktizierte Performance im ritualisierten Exzess die inhaltlichen als auch formalen Attribute von Pauline Curnier Jardins „Fat to Ashes“.
Fleisch, Haut, Wachs, Konfetti, Blut, Gedärme, Düfte, Sinne, Rauch, Ritus, Alkohol, Exzess, Berührung, Gesang, Fett und Asche: Das sind mitunter die weichen, rauen, sanften, derben Materialien, mit denen die Künstlerin Pauline Curnier Jardin in ihrer Arbeit hantiert. Ihre filmische und installative Sprache greift oftmals altertümliche, mythenhafte Erzählungen auf, die sie dekonstruiert und durchbricht.
„Fat to Ashes“ verbindet drei filmische Momentaufnahmen: ein religiöses Fest zu Ehren der heiligen Agatha, die Schlachtung eines Schweins und den Kölner Karneval. Der Ausstellungstitel verweist auf eine Woche der Ausschweifung vom sogenannten „Fat Thursday“, oder „giovedì grasso“, bzw. Weiberfastnacht oder Fettdonnerstag im Deutschen, bis zum Aschermittwoch als Tag der Ernüchterung und Beginn der Fastenzeit nach christlichem Kalenderjahr. Jardin zeigt diese drei Handlungsräume als Orte der Transgression und der Verwandlung, in denen aus kultischen Bräuchen bis in die Gegenwart eine gesellschaftliche Funktion des Zusammentreffens, der performativen Zurschaustellung und der exaltierten Loslösung geltender Normen fortführt wird.