Rudolf Belling
Organische Formen (Schreitender Mann), 1921
Künstler/in
Rudolf Belling
Titel
Organische Formen (Schreitender Mann)
Entstehungsjahr
1921
Technik und Abmessung
Bronze, versilbert, 54 x 21 x 18 cm
Erwerbungsjahr
2004
Erworben als Geschenk der Erben des Künstlers an die Freunde der Nationalgalerie
Bellings Interesse galt von Anfang an einer gerüstartig verspannten und präzise ausgeformten Durchdringung des körperlichen Volumens, was in der Figur "Organische Formen (Schreitender)" deutlich zum Ausdruck kommt. Diese fast durchweg aus Winkelungen aufgebaute Skulptur erinnert an mittelalterliche Ritterrüstungen oder an moderne Roboterfiguren. Glänzende Einschalungen stehen aufgegliederten Durchbrüchen gegenüber, organische Formen kontrastieren mit technoiden Partien. So entsteht ein spannungsvolles Wechselspiel zwischen athletischer Energie und maschineller Motorik - immer von Bellings Anliegen getragen, Raum in die feste Körperlichkeit zu integrieren. Der "Kopf in Mahagoni" betont die exotischen Momente, während die "Organischen Formen (Schreitender)" ganz auf die funktionalen Gestaltstrukturen abheben - zwei Ausformungen mithin, die das Masse-Raum-Problem nach verschiedenen Seiten hin ausloten. Carl Einstein charakterisierte 1924 diese Formensprache Bellings mit den Worten:"Er trennt und zerlegt Masse durch und durch zu Figur, die aus Kontrasten sich erkämpft und ballt. Geformte Luft- und Lichtmasse durchdringt die gehöhlte Materialform, die abgebrochen oder geöffnet wird, damit Kontrastform eindringe, bereichere und Gegensätze wecke und dreidimensionale Erregung verstärkt werde.
"Diese beiden Erwerbungen, die durch die Galerie Wolfgang Werner und Elisabeth Weber-Belling, Tochter des Künstlers und Betreuerin des Nachlasses, ermöglicht wurden, bedeuten für die bislang schon sehr gute Kollektion der Nationalgalerie eine entscheidende Ergänzung. Gerade weil Berlin und die Nationalgalerie für Belling in den 1920er Jahren, aber auch danach eine so wichtige Rolle gespielt haben, lag den Erben viel daran, diese Werke in die hauptstädtische Sammlung zu geben.
Fritz Jacobi