George Widener
Chiper #1, 2013

Künstler/in
George Widener

Titel
Chiper #1

Entstehungsjahr
2013

Technik und Abmessung
Unterschiedliche Materialien auf Papier, 183 x 123 cm

Erwerbungsjahr
2013

Der 1962 in Kentucky geborene Widener hat schon früh eine Vorliebe für Zahlen und Kalender, Numerologie, historische Daten, Bevölkerungsstatistiken und mathematische Berechnungen entwickelt. Seit den frühen 1980er Jahren arbeitet er intensiv an seinen komplexen Schrift-Bild-Kombinationen, die zunächst aus rein privatem Interesse entstehen, erst im Jahr 2000 stellt er das erste Mal in einer Galerie aus.

In seinen klar strukturierten Zeichnungen kombiniert er Zahlen und Nummern mit realen historischen Ereignissen. Er erstellt so eigene Bedeutungszusammenhänge, analysiert das Weltgeschehen ebenso wie seine eigene Biografie und entwickelt darüber hinaus spezifische Codes für superintelligente Computer der Zukunft. Beeinflußt von den Theorien Ray Kurzweils, einem der führenden Forscher zum Thema der künstlichen Intelligenz, ist George Widener davon überzeugt, dass im Jahre 2045 die Verschmelzung von Hochleistungsrechnern und menschlichen Gehirnen stattfindet und das Bewusstsein in Software verwandelt wird. Mit seinen geheimen Algorithmen folgenden Bildern will Widener diesen Supercomputern intelligente Unterhaltung bieten und sie dazu bringen der Menschheit freundlich gesinnt zu sein.

Er blickt aber ebenso in die Vergangenheit und setzt sich mit historischen Katastrophen und Desastern wie dem Untergang der Titanic auseinander. Sein Urgroßonkel, der ebenfalls George Widener hieß, fand auf der Titanic den Tod und immer wieder kreist George Widener in seinen Arbeiten um diese Tragödie, in dem er akribisch die Zahl der Passagiere, die Mengen der Nahrung oder die Leistung der Maschinen auflistet.

All diese Zahlen, Daten und Codes, die in George Wideners Werk eine zentrale Rolle spielen, sind nur zum Teil intellektuell reflektierte Muster. Er setzt sich intensiv mit historischen Kalendern und mathematischen Figuren auseinander, aber darüber hinaus sind die Zahlen Teil seiner inneren Struktur, das grundlegende System seiner Wahrnehmung von Welt. Denn George Widener ist ein Savant mit Asperger Syndrom, ein Mensch mit einer außergewöhnlichen Inselbegabung, die erst spät entdeckt wurde. Wenn er Zahlen sieht oder Berechnungen erstellt, tauchen dazu Bilder vor seinem inneren Auge auf. Das Zusammenspiel seines Gehirns verschaltet automatisch diese unterschiedlichen Informationsebenen und eröffnet ihm so Zugang zu Wahrnehmungswelten, die uns verschlossen bleiben.