Günther Uecker
Wald, 1984

Künstler/in
Günther Uecker

Titel
Wald

Entstehungsjahr
1984

Technik und Abmessung
Leim, Asche, Nägel, Lindenholz, 170 x 400 x 400 cm

Erwerbungsjahr
1989

Schenkung des Ehepaares Pietzsch

Die  serielle Verwendung von Nägeln, die feldartige Bewegungen hervorrufen, wurde zum charakteristischen künstlerischen Sprachmittel von Uecker, der zwischen 1960 und 1966 in der Gruppe „Zero“ mit Heinz Mack und Otto Piene arbeitete und sich dabei auf die Ausdruckskraft rhythmisch gesetzter Licht-Schattenstrukturen konzentrierte. Schon seit Mitte der 50er Jahre begann er neben den Nagelreliefs auch Körper aus Holz und Leder oder Alltagsgegenstände wie Tische, Stühle oder Fernsehapparate mit Nagelungen fetischartig zu verkleiden. Erst 1980, nach einer Aktion mit einem gefällten Baum in der Galerie Brusten in Wuppertal, setzt die Gestaltung von unbearbeiteten Hölzern ein. In der Folge dieser Aktion entstanden in ähnlicher Form seit 1984 verschiedene Fassungen mehrteiliger Gruppen mit dem Titel Wald; die Arbeit der Nationalgalerie ist die erste in dieser Reihe.

Die acht unterschiedlich hohen Baumstümpfe mit ihren Nagelhäuptern, die wie Dornenkränze oder grasartige Bewachsungen anmuten, wirken wie erstarrte Säulen, die noch Spuren einer lebendigen Natur in sich tragen. Der Kontrast von organischer Substanz und technischer Materialität bringt eine eigenartige Verfremdung hervor, die noch dadurch gesteigert wird, dass die kräftigen Stämme zu einer tektonischen Festigkeit neigen, währen die rhythmisch eingeschlagen Nägel etwas Bewegtes und Leichtes vermitteln. Diese locker in den Raum gesetzte Gruppe wird zum stummen Menetekel vor der Naturgefährdung durch den Menschen. Zugleich symbolisiert sie aber auch eine Art Natürlichkeit des Vergänglichen – wie zu Fabelwesen verwandelt scheint aus diesen gekappten Baumteilen eine neue, untergründige Lebenskraft zu erwachsen.