Sarah Ortmeyer
Die Alliierten (II), 2007

Künstler/in
Sarah Ortmeyer

Titel
Die Alliierten (II)

Entstehungsjahr
2007

Technik und Abmessung
Vier Fahnenreste, gefaltet, Polyester, je circa 30 x 30 cm

Erwerbungsjahr
2009

Erwerbung der Stiftung

Sarah Ortmeyer nimmt Geschichte auseinander, kombiniert Dinge, die auf den ersten Blick nicht zusammen zu gehören scheinen, und deckt dabei ungeahnte Strukturen auf. In Ihrer Ausstellung „Rekapitulation“ (Figge von Rosen Galerie, 2007), in welcher die Arbeit „Die Alliierten (II)“ das erste Mal zu sehen war, abstrahiert sie mit verschiedenen Medien und Ansätzen Geschichte. Der politische und historische Bezug bleibt bei Ortmeyer selten aus, jedoch ist in Ihrem Oeuvre nicht plumpe Agitprop das Thema, sondern die Anspielung, die zu denken gibt.

Ortmeyer zeigt in dem von der Stiftung erworbenen II. Teil des Werks, was verbleibt, nachdem sie die Flaggen der Alliierten von allem befreit hat, was nicht rot ist. Dadurch regt sie zu Gedanken zum Ende des Kommunismus - was bleibt von ihm nach der deutschen Wiedervereinigung abgesehen von der Farbe Rot - an und macht historische Gegebenheiten bewusst, zum Beispiel wenn die sowjetische Flagge nahezu unverändert lesbar bleibt oder wenn von der des britischen Empires lediglich die für England und Irland stehenden Streifen stehen bleiben und dadurch klar wird, dass es eine Nationalflagge für ein Staatskonglomerat ist.

In dem ersten Teil der Arbeit „Die Alliierten“ eliminiert Ortmeyer sämtliche Texte der Seiten von Prawda, The Guardian, Le Monde und The New York Times vom 3. Oktober 1990 und lässt nur mehr die Bilder wirken. Der Tag der Deutschen Einheit wird auf diese Weise mit Bildern aus wichtigen Tageszeitungen der Alliierten des 2. Weltkriegs repräsentiert. Wiederum ist es der Entzug der für das jeweilige Medium grundlegenden Informationen, der die Poesie des Werks entstehen lässt und zugleich die Relevanz dessen, was entfernt wurde, in Frage stellt. Was kann von der Stimmung in den Ländern der Alliierten verstanden werden, wenn nur die Bilder sprechen, und - schließlich - wie wirken die körnigen Bilder ohne ihren begleitenden Text?

Ortmeyers Werke stellen Selbstverständlichkeiten still in Frage. Sie verschiebt den Blickwinkel des Betrachters und eröffnet ihm so eine neue Sicht auf die Welt und ihre Geschichte.