Werkstattgespräch
DATUM
28.02.2024
ORT
Neue Nationalgalerie
FOTOS
Romana Eder-Grabher, art/beats
Anlässlich der neuen Sammlungspräsentation „Zerreisprobe“ treffen sich Rebecca Casati und Peter Raue, heute Ehrenpräsident und von 1977-2008 Vorsitzender der FREUNDE, zum Gespräch über den mutigen, diskussionsbehafteten Erwerb der Arbeit „Who’s Afraid of Red, Yellow and Blue, IV, 1969-70“ im Jahr 1982.
Dies Arbeit ist Teil einer Serie von „Big Canvas“, die im kunsttheoretischen Dialog mit Piet Mondrian und in der Auseinandersetzung mit dem „Tragischen“ u.a. bei Adolph Gottlieb und Mark Rothko sowie mit der Aktionsmalerei von Jackson Pollock entstanden waren. Sie wirkten in der zeitgenössischen amerikanischen Kunst der 1960er Jahren vorbildlich, vor allem auf die Malerei von Donald Judd und Frank Stella. Es war Dieter Honisch (Direktor der Nationalgalerie von 1975-1997) großer Wunsch, diese letzte Fassung der Werkserie für seinen „Amerikaner-Saal“ zu erwerben.
Die Erwerbung war damals von vielen Seiten heftig umstritten und erfolgte unter massiven Protesten in der Öffentlichkeit – die Boulevardpresse diffamierte Newmans Malerei als Werk „eines Anstreicherlehrlings“, selbst vor Morddrohungen gegenüber Dieter Honisch schreckte man nicht zurück. Es ist dem außerordentlichen Engagement der FREUNDE, das weit über die finanzielle Unterstützung hinausging, zu verdanken, dass diese Arbeit heute Teil der Sammlung der Nationalgalerie ist.
Das Gespräch gibt daher tiefe Einblicke in die Sammlungs- und Vereinsgeschichte. Darüber hinaus bietet es die ein oder andere gerade heute für uns wichtige Erkenntnis zur gesellschafts-politischen Relevanz von Kunst und dem Umgang damit.