Sandra Gamarra Heshiki
Vitrina III (Autóctono / Nativo / Primitivo / Aborigen), 2018

Künstler/in
Sandra Gamarra Heshiki

Titel
Vitrina III (Autóctono / Nativo / Primitivo / Aborigen)

Entstehungsjahr
2018

Technik und Abmessung
Gesamtmaße: 127 x 40 x 180 cm, 7 Zeichnungen auf Acryl, verschiedene Maße

Erwerbungsjahr
2021

Erwerbung der Stiftung

In ihrer Malerei setzt sich Sandra Gamarra Heshiki mit den Bildtraditionen und musealen Konventionen des Globalen Nordens auseinander und zeigt auf, wie deren Dominanz seit den Zeiten des Kolonialismus mit der Abwertung und Auslöschung der indigenen Kulturen des Globalen Südens einherging. Sie kopiert und eignet sich historische Kunstwerke an, um deren Rolle in der Konstruktion von Erinnerung und kultureller Identität hervorzuheben.

2018 präsentierte die Künstlerin in ihrer Ausstellung Indian Red in Madrid zwei fiktive Museumsräume: In einem Raum war eine Reihe von Gemälden zu sehen, die klassische Genres der europäischen Malereitradition wie Porträt, Stillleben und Landschaftsmalerei zitieren, im anderen Raum waren zehn Vitrinen aufgestellt mit kleinen Gemälden, die anthropomorphe Keramiken indigener Bevölkerungen der Andenregion zeigen. Die Vitrinen der Serie The Museum of Ostracism (dt. Das Museum der Verbannung), in denen die Keramiken aus der Inka- und Vorinkazeit in der Luft zu schweben scheinen, orientieren sich an den Präsentationsformen ethnologischer Museen. Die ordentlich aufgereihten und hinter Glas präsentierten Artefakte zitieren Objekte aus verschiedenen spanischen Museen, in deren Sammlungen sie in Form von Schenkungen, aber auch als Raubgut gelangt sind. Geht man um die Vitrinen herum, stellt man fest, dass es sich bei den vermeintlichen Objekten um zweidimensionale Malereien auf Acrylglas handelt. Die Rückseite der Bilder ist jeweils mit Wörtern beschriftet, die zur abwertenden Bezeichnung der indigenen Völker Südamerikas verwendet werden. Die Objekte der präkolumbischen Kultur werden hier nicht nur isoliert und losgelöst von ihren ursprünglichen Funktionen präsentiert, sie werden auch zu Trägern einer von der spanischen Kolonialzeit bis in die Gegenwart reichenden Genealogie von Vorurteilen.

-gk