Lovis Corinth
Rosa Rosen, 1924

Künstler/in
Lovis Corinth

Titel
Rosa Rosen

Entstehungsjahr
1924

Technik und Abmessung
Öl auf Holz, 81 x 64 cm

Erwerbungsjahr
1983

Bez. links oben: LOVis CORiNth. / März 1924

Im Sommer 1923 fand in der Neuen Abteilung der Nationalgalerie im Kronprinzen-Palais die sehr erfolgreiche Ausstellung zum 65. Geburtstag des Secessionspräsidenten Lovis Corinth statt. Unmittelbar darauf zeigte Justi in diesen Räumen neu erworbene Arbeiter Lesser Urys, darunter den Fliederstrauß, 1922, und sofort stellte sich eine Beziehung zu dem Bild Der Fliederstrauß von Edouard Manet, um 1882, im Impressionistenraum daselbst her, wie die Presse ausdrücklich vermerkte. Im folgenden Sommer erwarb Justi die gerade vollendeten Rosa Rosen von Corinth und verstärkte damit diese das breite Publikum versöhnlich stimmende Motivreihe.

Corinth, der in den 20er Jahren unter den Folgen eines Schlaganfalls wie unter schweren Depressionen litt, hat eben aus dieser Gefährdung heraus eine große Anzahl von Blumen und Sträußen gemalt. Wie seinerzeit den todkranken Manet reizte ihn an diesen fragilen Gebilden das Beieinander von kurzer Pracht und Vergänglichkeit, und wie Manet entlockte er ihrer Darstellung koloristische Reize von großer Feinheit. Unter dem Stichwort "Letzte Meisterschaft" beschreibt Justi die Rosa Rosen von 1924 "als Beispiel aus einer Schar herrlicher Blumenstücke, die Corinth in seinen letzten Jahren malte, meist riesige Sträuße von vielerlei Blüten, gern besonders große Formen und leuchtende Töne darin, ein wahres Rauschen von Farbe, wie man es noch nie gesehen hatte. Die Rosen sind bescheidener in der Anlage, aber äußerst fein in der Stufung vom kühlen zum brennenden Rot; auch das Grau des Glases und der Umgebung ist farbig wie malerisch höchst lebendig."

Die Reihe der Blumenstücke im Kronprinzen-Palais zeichnete den Weg vom Impressionismus zum Expressionismus nach, sie waren noch auf den malerischen Ausdruck konzentriert, noch immer ging es um autonome Malerei, um Farbe und um Licht, auch wenn die Handschrift etwas heftiger geworden war.

Mit seiner Umordnung von 1931 erst kappte Justi diese sichtbare Beziehung, die impressionistischen Werke ließ er ins Stammhaus der Nationalgalerie zurückbringen, für die kurze Zeit bis zu seiner Beurlaubung im Juli 1933 begann die Ausstellung mit Munch und van Gogh.

Im Sommer 1937 wurde das Kronprinzen-Palais geschlossen. Im selben Jahr kam es zu der berüchtigten Beschlagnahmung von Kunstwerken in deutschen Museen, von Corinth traf es fast 300 Werke. Die Nationalgalerie büßte neben zahlreichen grafischen Arbeiten zehn Gemälde von Corinth ein, darunter auch die Rosa Rosen. Auf der berüchtigten Auktion "Gemälde und Plastiken moderner Meister aus deutschen Museen" im Juni 1939 in Luzern gelangten sie zur Versteigerung. 1983 konnten die Rosa Rosen durch den Verein der Freunde der Nationalgalerie zurückerworben werden.

Angelika Wesenberg