Melanie Smith
Xilitla, 2010
Künstler/in
Melanie Smith
Titel
Xilitla
Entstehungsjahr
2010
Technik und Dauer
Ein-Kanal-Video, 16:9-Projektion, Ton, 24:40 min, Loop
Erwerbungsjahr
2017
Erwerbung der Stiftung
In Zusammenarbeit mit Rafael Ortega
Seit beinahe 30 Jahren beschäftigt sich die gebürtige Britin Melanie Smith (*1965, lebt in Mexiko City) in ihrer medienübergreifenden Kunst mit dem lateinamerikanischen Kontinent und den avantgardistischen Strömungen des 20. und 21. Jahrhunderts. Von der Malerei kommend, lotet sie in ihren formalistischen Videoarbeiten, Fotografien und Installationen die der Metropole Mexiko City inhärenten kulturellen, ästhetischen und ökonomischen Widersprüche aus.
In dem Film Xilitla (2010), der in Zusammenarbeit mit Rafael Ortega entstand und erstmals im mexikanischen Pavillon auf der Venedig-Biennale 2011 gezeigt wurde, begibt sie sich auf die Spuren der surrealistischen Bewegung in Mexiko in den 1940er-Jahren. Schauplatz des hochformatigen 35mm-Films ist Las Pozas, eine ehemalige Plantage nahe der Stadt Xilitla, die Edward James (1907–1984), ein vermögender schottischer Sammler und Mäzen, zwischen 1964 und 1984 in einen surrealistischen Skulpturengarten verwandelte. Für James war dieser Garten Eden mitten im Dschungel ein privater, intimer Ort, fragil in seiner Materialität und dysfunktional, womit er sich zugleich auf die Liebesgärten des 18. Jahrhunderts bezog.
Smiths Film von 2010 evoziert diesen Ort auf poetische Weise. Große Spiegel werden durch den Dschungel getragen. Die Spiegelbilder sind teils scharf, teils verwackelt, sie rahmen die „Landschaft“ und erzeugen ein doppeltes Kamerabild. Smiths dekonstruierender Blick verwandelt und zerteilt die Landschaft in Gemälde. Begleitet werden die Bilder, die immer wieder geometrische Formen in den Fokus rücken, von den Geräuschen des Dschungels. Überblendungen, Lichtspiele, ein hoher Blauanteil und musikalische Untermalung an mehreren Stellen erzeugen eine unheimliche Atmosphäre. Mit Referenz auf Künstler wie Dan Flavin, Robert Smithson oder Gordon Matta-Clark entführt Xilitla den Betrachter in eine exotisch-surreal-konstruierte Welt, die teils von James, teils von der Natur geschaffen wurde.
(Ina Dinter)