Schon als Kind hat Jean Tinguely Geräte konstruiert, die aus Holz, Draht und Nägeln bestanden und von Rädern bewegt wurden. Später, während seines Kunststudiums in Basel, haben ihn Werke von Kurt Schwitters und Laszlo Moholv-Nagy angeregt, sich intensiv mit kinetischer Plastik zu beschäftigen. Die Zusammenarbeit mit den Künstlern der Gruppe „Nouveaux Réaliste“ in Paris, mit Yves Klein, Arman, Spoerri, Christo und anderen, hat ihn in dieser Intention bestärkt. 1959 stellte er ostentativ fest: „Die einzig denkbare Statik (Stabilität) ist das Leben, ist die Entwicklung – ist die Bewegung oder so: Für Statik: Es bewegt sich alles, Stillstand gibt es nicht.“
Seine bewegten Materialskulpturen nahmen im Laufe der Zeit immer größere Dimensionen an. Seine künstlerische Entwicklung führte ihn nicht nur zu den berühmt gewordenen Brunnengestaltungen in Basel 1977 und Paris 1983, die er zusammen mit seiner Lebensgefährtin Niki de Saint-Phalle ausführte, sondern gegen Ende der 70er Jahre auch zu seinen raumgreifenden „Meta-Maschinen“, die übermächtig und geheimnisvoll den Charakter von fabrikähnlichen Werkstatt-Labyrinthen angenommen haben.
ln dieser Zeit entstand auch sein Relief Rouge. Tinguely setzt hier – in einem großen, rostigen Metallkasten montiert – das Spiel eines Räder- und Reifenwerkes in Gang, das mit seiner allmählichen, fast schwerfälligen Bewegung und seinem plötzlichen Umschlagen offenbar ganz sich selbst genügt und keinerlei Sinn zu machen scheint. Von drei kleinen Elektromotoren angetrieben und durch Gestänge und Laufbänder miteinander verbunden, vollziehen sich schnellere oder langsamere Rotationen und merkwürdige Richtungsveränderungen, die an das mühsame Krauchen eines Tieres erinnern. Erkennbare Regeln für den von knarrenden Geräuschen begleiteten Ablauf vermag man nicht zu entdecken; das einzige, was als eine gewisse Ordnung registriert wird, ist die permanente Wiederholung dieses Vorgangs.