Ned Venas Bild Tattoo Painting with Dragon (2017) entstammt einer Reihe von Werken, in der sich der US-amerikanische Künstler mit dem Verhältnis von Bild und seinem Träger auseinandersetzt. Motivischer Ausgangspunkt sind die Tätowierungen, die Vena an seinem eigenen Körper trägt. Diese hat er mittels eines iPhones aufgenommen und die Fotos auf einer Leinwand digital aufgedruckt. In einem nächsten Schritt fotografiert er das so entstandene Gemälde und druckt es erneut auf den Stoff, so dass Überlagerungen und Doppelungen entstehen. Außerdem trägt er Schichten von Farbe auf, wodurch monochrom-abstrakte Felder entstehen, durch die die Lesbarkeit gebrochen wird.

Für die Kunstkritikerin und Theoretikerin Isabelle Graw besitzt die Gattung der Malerei eine Sonderstellung in der Kunst, weil sich in ihren Produkten auch die Person des*der Künstler*s*in automatisch einschreibt und sie dadurch verlebendigt werden. Bei Vena vollzieht sich dieser Vitalisierungsvorgang schon durch den Bildgegenstand und seine Herkunft. Die Tätowierung des asiatisch wirkenden Drachen stammt zwar nicht von der Hand des Künstlers; dafür ist sie buchstäblich in seine Haut gestochen worden. Durch die Übertragung auf die Leinwand fallen Malgrund und Körperhülle Venas in einander. Diese tautologische Gleichsetzung erfährt allerdings noch eine Steigerung: In dem das Bild mit seinem Abbild überdruckt wird, verwandelt sich das zuerst gedruckte Motiv zum Träger seiner selbst.

(Sven Beckstette)